Ausschreibungsvorgaben

Für die Umsetzung der angestrebten Dachbegrünung sind die projektspezifischen ökologischen Bedingungen in einem Vorspann der Ausschreibungsunterlagen auszuarbeiten. Bei der Materialwahl sind ökologische Empfehlungen von Fachverbänden umzusetzen. In den Leistungsverzeichnissen sollten die ökologischen Anforderungen festgelegt und überprüfbare ökologische Qualitätsnachweise verlangt werden. Beim Aufstellen der Submitentenliste sind Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen. Die eingegangenen Angebote sollten in der Folge unter Einbezug von Nachhaltigkeitskriterien verglichen und beurteilt sowie bei der Vergabe entsprechend berücksichtigt werden.

Dachbegrünungen allgemein
Neben der Berücksichtigung grundsätzlicher ökologischer Empfehlungen bei der Materialwahl ist wesentlich, dass das Ziel(Vegetations-)bild der Dachbegrünung mit der entsprechenden Substratwahl in Art und Mächtigkeit in Verbindung gebracht wird. Je mehr Regenwasser im Substrat in den Mittel- und Feinporen gespeichert werden kann, d.h. mittelfristig für Pflanzen und Tieren auf dem Dach nutzbar ist, desto mehr Biomasse (Spektrum: Moos/Sedum- bis Wiesenvegetation) kann sich auf der Dachbegrünung entwickeln. Zusätzlich muss das regionale Klima berücksichtigt werden. In feuchteren Klimaregionen entwickelt sich beim gleichen Systemaufbau einer Begrünung im Vergleich mehr Biomasse als in trockeneren Gebieten.

Naturnahe Dachbegrünung
Für die konkrete Realisierung von Dachbegrünungen, die den Ersatzstandort als Habitat für die regionale Flora und Fauna optimieren sollen, sind spezifische Deklarationen und Erläuterungen bei der Materialisierungsvorgaben vorzunehmen. Beispiel dafür sind die im Kanton Basel-Stadt für Bauvorhaben ausgearbeiteten Richtlinien.

Richtlinien und Vorgaben im Kanton Basel-Stadt
„Flachdächer sind als wertvolle Ersatzlebensräume mit einer Dachbegrünung zu versehen (NLG § 9, BPG § 72). Es ist ein Substrat zu verwenden, welches aus geeignetem natürlichem Ober- oder Unterboden aus der Region besteht (empfohlen wird die Zusammenarbeit mit einer Gartenbaufirma). Geeignet sind humose Oberböden mit krümeligem Gefüge sowie Unterböden aus dem Übergangsbereich zum Ausgangssubstrat (Kies/Schotter mit geringem Anteil lehmiger und toniger Komponenten). Das Bodenmaterial hat eine Schichtdicke von mind. 8 cm aufzuweisen. Als Rückzugsorte für Bodentiere sowie zur Ermöglichung einer Standortvielfalt sind entweder flächig angeordnete, überhöhte Bereiche mit mindestens 15 cm Substratstärke einzurichten (ca. 1/3 der Fläche) sowie ergänzend kleinere Bereiche mit Substratstärken von ca. 6 cm oder – aus statischen Gründen – kann die geforderte Standortvielfalt auch durch die Einrichtung von kleinen Hügeln (30 cm hoch, 3 m Durchmesser, Richtwert: je 100 m2 ein Hügel) an statisch gegebenen Punkten erreicht werden, die durch kleinere überhöhte Bereiche miteinander zu verbinden sind.
Als Ansaat ist eine „Basler Mischung“ zu verwenden.

Weshalb sollen spezifisch aufbereitete und gezielt ausgesuchte Substrate aus der Region verwendet werden?
Regionale Substrate sind zu verwenden, da die durch Vorgaben des schweizerischen Natur- und Heimatschutzgesetzes (NHG, Abt. 18) zu fördernden gefährdeten Arten spezifische Anpassungen an Bodensubstrate aufweisen können.

Bodeneigenschaften, Schichtungen
Insbesondere aus Planungs- und logistischen Gründen sind die zu verwendenden Böden aus dem Oberbodenbereich idealer weise humos und mit krümeligem Gefüge, aus dem Unterbodenbereich kiesig-sandig mit geringem Lehm- und Tonanteil. Es ist anzustreben, dass die Transport-, Hub- und Verteilarbeiten mit Silo-Lastwagen und Kransilo möglich sind. In der Regel empfehlen sich ein- und zweischichtige Ausführungen von unsortiertem Kies und humosen Oberböden mit krümeligem Gefüge. Ungeeignet sind lehmreiche Böden, da sie schnell zur Verschlämmung neigen. Bedenken, humose Oberböden würden generell einen unerwünschten Wildwuchs, insbesondere von Unkräutern, mit einem hohen Unterhaltsaufwand fördern, sind einerseits verständlich, andererseits aber zu relativieren. Mit der passenden Schichtmächtigkeit und der damit verbundenen Wasserspeicherkapazität des Substrats in Abhängigkeit des Klimas kann dies verhindert werden. Typische Unkrautarten kommen zwar auf Gründächern durchaus vor, sie können sich aber wegen der extremen Standortbedingungen kaum entfalten.
Falls die Verwendung von Bodensubstraten nicht verhältnismässig ist, kann als Ersatz für den Oberboden Dachgartenerde (Mischung aus Landerde, Kompost (ca. 50%) und ergänzenden Materialien) eingesetzt werden, in Kombination mit Wandkies.